Es ist also mal wieder Zeit für den Jahresrückblick an dieser Stelle. Wo beginnen? Vielleicht am Anfang: Dass 2013 ein arbeitsintensives, spannendes Jahr werden würde, zeichnete sich schon früh ab. Was aber alles passiert ist und dass das Fazit nach diesen zwölf Monaten so positiv ausfallen würde, war für mich zu Beginn des Jahres noch nicht absehbar.
Auftakt der zahlreichen unterschiedlichen Aktivitäten 2013 war das Gastspiel von „Der Tod und das Märchen“ in Bad Wildungen. Michael Walter und ich konnten erstmals eine unserer gemeinsamen Produktionen außerhalb der Uraufführungsserie nachspielen – das allein ist schon ein Erfolg. Mal sehen, wie es mit diesem Stück weitergeht, wir haben ein paar Ideen, was man daraus noch machen könnte. Am Schluss des Jahres standen sechs große Weihnachtskonzerte der Neuen Philharmonie Westfalen, die ich mit meinen beiden Chören „St. Barbara Gospel“ und „Gospel After Eight“ mitgestalten durfte. Eine ungewöhnliche Anfrage und eine spannende Herausforderung für uns alle. Dazwischen lagen viele Konzerte und arbeitsreiche Monate in für einen freischaffenden Musiker ungewöhnlich strukturierter Form: Das erste Halbjahr war praktisch komplett dem Komponieren und Arrangieren gewidmet; die zweite Jahreshälfte dann der Live-Umsetzung all dessen, was ich zuvor zu Papier gebracht hatte. Ich freue mich, dass mein Plan, endlich mal wieder mehr live zu spielen, voll aufgegangen ist und dabei eine Bandbreite von der Klassik (ja, die habe ich irgendwann auch mal gelernt) über Rock, Pop und Musical bis hin zu meinen eigenen Kompositionen auf mich wartete. Langweilig wurde es also nicht. Ich habe bei diesen zahlreichen Gigs, zeitweise im Rahmen mehrerer parallel laufender Tourneen, viel gelernt – auch, wieviel man sich gerade noch zumuten kann oder welche Baustellen ich lieber anderen überlassen sollte. Vielseitigkeit ist wichtig und, wie ich glaube, auch eine meiner wichtigsten Stärken, aber man sollte es auch nicht übertreiben und lieber die Arbeitsbereiche pflegen, in denen man wirklich gut ist. Jedenfalls danke ich allen Auftraggebern, Musikern, Sängern und Technikern für zahlreiche tolle Konzerte, bereichernde musikalische Erlebnisse und wertvolle Erfahrungen! Das wichtigste Ereignis dieses Jahr war allerdings natürlich die Uraufführung meiner Rockoper „Ein Lied von Freiheit“. Aus verschiedenen Gründen fiel erst Ende 2012 die endgültige Entscheidung, dieses Projekt wirklich anzugehen; und da nun einmal 2013 das Verdi- und Wagner-Jubiläumsjahr war, mussten Schreibprozess, Produktion und Aufführung nun einmal in diesem Kalenderjahr über die Bühne gehen. Es war eine intensive, anstrengende Zeit, von der fast rauschhaften Kreativphase, als Libretto und Komposition innerhalb von knapp sechs Monaten entstanden, bis zur Probenphase und den beiden ersten Aufführungen im Consol Theater Gelsenkirchen. Auch wenn es manchmal stressig war: Für diese Erfahrung und natürlich die überwältigend positive Aufnahme durch unser Publikum bin ich unendlich dankbar. In Christian Stadlhofer habe ich nicht nur einen grandiosen Hauptdarsteller und Regisseur gefunden, sondern auch einen Produktionspartner, ohne den es nicht gegangen wäre. Unsere „Giuseppina“ Michaela Schober, der Sound of Music-Chor als Ensemble und meine fantastische Band (diesmal sogar mit meiner Frau an den Keyboards!) sowie einmal mehr das Team des Consol Theaters haben alle ihren elementaren Beitrag zum Gelingen des Projekts geleistet. Auf das, was wir gemeinsam geschaffen haben, bin ich sehr stolz! Womit wir auch schon beim Ausblick auf 2014 wären: Mit „Ein Lied von Freiheit“ soll es natürlich weitergehen, sowohl live als auch im Tonstudio. Ein wenig Geld ist noch aufzutreiben, aber in irgendeiner Form wird diese Rockoper im kommenden Jahr auf CD herauskommen. In den kommenden Monaten stehen auch direkt wieder zwei tolle Konzertprojekte an: Zunächst sind wir gleich im Januar wieder mit „Hollywood Nights“ unterwegs, worauf es ab Ende Februar mit Jan Ammann auf Tournee zu seinem neuen Album „Farbenblind“ geht. Auf all diese Gigs freue ich mich schon ungemein. Und danach? Es stehen ein paar Solo-Konzerte an (mehr dazu demnächst), neue Lieder wollen geschrieben werden, ich würde gern ein weiteres Album aufnehmen, diverse spannende Projekte sind angedacht, aber noch nicht wirklich spruchreif – mal sehen, was das Neue Jahr noch so bringt. Ein wenig mehr Freizeit dürfte es jedenfalls sein, ohne jammern zu wollen… So bleibt mir letztlich noch, mich einmal mehr für Euer und Ihr Interesse an meiner Arbeit zu bedanken und zu hoffen, dass die positiven Entwicklungen der letzten Monate sich fortsetzen. Bleibt dran! Ich wünsche Euch und Ihnen allen ein tolles, gesundes, glückliches und – vor allem – musikalisches Jahr 2014!Was war das für ein Wochenende! Nach anstrengenden Endprobentagen konnten wir mit zwei ausverkauften Vorstellungen im Consol Theater meine neue Rockoper "Ein Lied von Freiheit" aus der Taufe heben. Vorläufiger Höhepunkt eines Projekts, das buchstäblich schon Jahrzehnte auf dem Buckel hat: Nachdem mich Leben und Werk Giuseppe Verdis schon von Kind auf fasziniert haben, versuchte ich mich bereits 1994 an einem ersten Musical über den großen Opernkomponisten. Natürlich ein völlig unreifes Jugendwerk, aber immerhin war der Samen gelegt. Mit Blick auf das Jubiläumsjahr 2013 begann ich schon 2007 mit ersten Überlegungen für ein neues Musiktheaterstück über Verdi/Wagner. Nachdem sich diese Pläne nicht verwirklichten und andere Aufgaben mich in Beschlag nahmen, stand ich vor einem Jahr plötzlich vor der Entscheidung: Konnte ich das Projekt allein durchziehen? Natürlich nicht. Zwar nahm eine neue Konzeption in meinen Gedanken Gestalt an, ich konnte erste organisatorische Schritte erledigen, mit dem Schreiben beginnen und Anträge auf finanzielle Förderung verfassen, aber das Endergebnis wäre nicht zustande gekommen ohne die tatkräftige Unterstützung zahlreicher Kollegen, denen ich dafür gar nicht genug danken kann. Allen voran Christian Stadlhofer, der den Schreibprozess kreativ und kritisch begleitet und letztlich nicht nur einen charismatischen Verdi verkörpert, sondern auch das Stück mit sparsamsten Mitteln höchst effektiv inszeniert hat. Auch Michaela Schober als Giuseppina und der Sound of Music-Chor, der teilweise enorm schwierige Aufgaben meistern musste, haben entscheidend zum Gelingen der Produktion beigetragen, ebenso natürlich wie meine großartige Band, in der ich neben meinen langjährigen Kollegen und Freunden Matthias Plewka (Drums), Julian Rybarski (Bass) und Thomas Spies (Gitarre) auch meine Frau Patrycja an den Keyboards begrüßen durfte. Gemeinsam sind wir erschöpft nach Monaten harter Arbeit, aber glücklich über zwei gelungene, begeistert aufgenommene Shows. Ich freue mich besonders, dass das Publikum dieses Stück so positiv aufnimmt, obwohl (oder gerade weil?) es keiner klassischen Dramaturgie folgt, es keine (mittlerweile) musicaltypischen Comedy-Elemente gibt und auch eine Liebesgeschichte nur am Rande eine Rolle spielt. Die begeisterte Resonanz ermutigt uns alle, das "Lied von Freiheit" weiterzusingen: Ab 2014 auf CD und hoffentlich auch in zahlreichen weiteren Aufführungen. Kein Grund also, Trübsal zu blasen (zumal ich dazu sowieso keine Zeit habe... ;-) ), denn Fortsetzung folgt gewiss. In diesem Sinne: Danke Euch allen und Viva Verdi!
Es wurde mir schon immer mal wieder "vorgeworfen", aber in letzter Zeit höre ich es verstärkt (oder es fällt mir verstärkt auf, mag auch sein): Meine Musik (egal ob Eigenkomposition oder Arrangement) sei ja so schwer zu spielen oder zu singen, meine Texte seien lang, wortreich und schwer zu lernen. Dazu kann ich nur sagen: Ja, stimmt. Meistens. Ich kann nichts dafür. Selbst wenn ich mir vornehme, mal etwas Simples zu schreiben, gelingt mir das in den seltensten Fällen. Ich kann mich nur an wenige Lieder erinnern, die ich geschrieben habe, die mit drei oder vier Akkorden auskommen. Und auch die anderen "Vorwürfe" treffen zu: Meine Texte bestehen nicht nur aus vier Zeilen, in denen die Hälfte des INhalts auch noch redundant ist. Wenn ich Chorsätze oder Vokalarrangements schreibe, scheue ich meist vor Wiederholungen zurück, denke das Arrangement dramaturgisch, verwende bewusst einen bestimmten musikalischen Aufbau. In meinen Kompositionen kann es auch vorkommen, dass Melodietöne schwer zu singen sind, weil sie im Verhältnis zu den zugrundeliegenden Akkorden dissonante Töne darstellen. Und ja, Asche auf mein Haupt, hin und wieder passiert es mir auch, dass ich einen Instrumentalpart schreibe, der nicht von jedermann vom Blatt fehlerfrei spielbar ist. Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Und dafür werde ich mich nicht entschuldigen. Denn egal, um was es geht, ob Arrangement einer existierenden Vorlage, Chorsatz, eigenes Chanson oder Bühnenwerk: Ich folge dem, was mir Inhalt, Charaktere, Kontext, Intention der jeweiligen Nummer vorgeben. Ich höre eine Musik mit meinem inneren Ohr, die ich dann in Notation umsetze. In dieser Phase kann und will ich mir keine Gedanken machen, ob dieses und jenes nun leicht zu lernen ist oder nicht. Es muss so sein, fertig. Natürlich weiß ich im Idealfall, für wen ich schreibe, und kann so vermeiden, Unausführbares zu produzieren. Alles muss und soll spiel- und singbar sein. Aber ich weigere mich, meinen Anspruch an meine eigene Arbeit künstlich herunterzuschrauben, nur damit es bei der Einstudierung vielleicht etwas bequemer ist. Falls es den zahlreichen Kollegen, denen ich Schwieriges zumute und Hochleistungen abverlange (dass das so ist, ist mir durchaus bewusst, und ich ziehe respektvoll und dankbar meinen Hut vor allen, die sich darauf einlassen und sich mein "Zeug" draufschaffen!), ein Trost ist: Ich schone mich da selbst nicht. Aktuelles Beispiel: Für meine neue Rockoper "Ein Lied von Freiheit" hätte ich mir locker selbst ein paar sehr simple Parts schreiben können, zumal ich ja auch gleichzeitig noch die musikalische Leitung übernehme. Aber das ging nicht. Herausgekommen sind ein paar Nummern, die fast schon einem halben Klavierkonzert gleichen. Also, liebe Freunde: Ich leide mit Euch. Und ja, manchmal frage auch ich mich, wer diesen Mist geschrieben hat... ;-)
Vor ein paar Tagen war ich auf einem Kurztrip in London. Wie es mein Beruf mit sich bringt, habe ich mir dort wie üblich zwei Musicals angesehen. In diesem Jahr waren es zufällig zwei auf Stoffen von Roald Dahl basierende Familienmusicals: "Charlie And The Chocolate Factory" und das großartige "Matilda". In beiden Stücken werden die großen, wichtigen Hauptrollen von Kindern gespielt, die in der Regel zwischen neun und zwölf Jahren alt sind. Diese Kids haben mich umgehauen! Sie waren alle durch die Bank dermaßen gut, haben derart perfekt gesungen UND getanzt UND gespielt, dass man sich glatt fragt, wohin ihr Talent noch führen soll, wenn sie mal erwachsen sind... In die Freude über diese grandiosen Leistungen der Nachwuchsstars mischte sich aber auch ein wenig Traurigkeit. In Deutschland werden wir diese Musicals wahrscheinlich nie sehen können (ebenso übrigens wie das grandiose "Billy Elliot", aus den gleichen Gründen): Zum einen erschweren die hiesigen Gesetze zu Kinderarbeitszeiten jede Theaterproduktion, in der mehrere Kinder in exponierten Rollen mitwirken. Ich möchte ausdrücklich betonen, dass ich absolut DAFÜR bin, jede Form von Kinderarbeit zu verbieten. Kinder und Jugendliche haben heutzutage sowieso schon reichlich wenig Freizeit; Leistungsdruck, Abi nach zwölf Jahren, Freizeitstress etc. nehmen diese jungen Menschen schon zuviel in Beschlag. Aber wie schaffen das andere zivilisierte Länder, wie in diesem Fall z.B. Großbritannien? Sollte man einem Kind, das aufgrund seiner Fähigkeiten die Hauptrolle in einer großen Musicalproduktion spielen kann, diese Erfahrung nicht ermöglichen? Am Broadway und im West End teilen sich jeweils vier Kinder eine Rolle, d.h., jedes Kind hat im Schnitt maximal zwei Shows die Woche zu spielen. Das halte ich für zumutbar - daran sollte es hierzulande also nicht scheitern. Das Problem sehe ich vielmehr in der flächendeckenden kulturellen Bildung ebenso wie der gezielten Talentförderung: Musik und Kunst gelten in der Schule als "Orchideenfächer" (wie ich diesen Ausdruck hasse). Eltern parken die Kids viel zu oft vor dem Fernseher oder dem Computer, statt zu versuchen, die besonderen musischen Begabungen ihres Kindes herauszufinden und zu fördern. Es gibt Versuche, mit Projekten, die von freischaffenden Künstlern oder von Musikschulen organisiert werden, diese Situation zu verbessern. Aber letztlich wälzen Bund und Länder damit die Verantwortung eigentlich nur ab - sie sind es, die dem musischen Unterricht in den Schulen wieder mehr Gewicht geben müssen, sie sind es, die Wege finden müssen, hochbegabte Kinder angemessen zu fördern, sei es durch Musik- oder Kunstgymnasien, sei es durch Stipendien für Jungstudien an einer Hochschule oder durch ganz andere Maßnahmen, an die vielleicht noch niemand gedacht hat. Ich selbst arbeite seit Jahren mit Kindern unterschiedlichster Altersgruppen und Schulformen und weiß, wie begeistert viele von ihnen künstlerische Angebote wahrnehmen und was für verborgene kreative Schätze in ihnen schlummern. Sehr wertvoll und unverzichtbar ist in dieser Hinsicht die Arbeit zahlreicher Kollegen, die ihre Zeit, Arbeitskraft und Energie der Förderung und künstlerischen Erziehung/Ausbildung von Kindern widmen. Ein dickes Dankeschön Euch allen und ein kräftiges Toi, Toi, Toi uns allen, dass die Grundbedingungen für Kunst und Kultur sich irgendwann in diesem unserem Lande wieder verbessern. Ich zitiere da immer wieder gerne den großen Reinhard Mey: "Musik (wahlweise auch: Kunst) ist ein Lebensmittel." Genau. Hoffentlich kapieren das auch mal die Damen und Herren Politiker, bevor es zu spät ist.
In meinem letzten Blogeintrag habe ich ein wenig zu beschreiben versucht, wie das Tourleben so aussieht und vor allem, wie es sich anfühlt. Nun ist die immerhin fünfwöchige Tourphase auch schon wieder vorbei. Eine größere Dichte an Spielterminen in den unterschiedlichsten Städten von München bis Berlin, mit so vielen verschiedenen Programmen, die parallel erarbeitet und spielbereit sein wollen, hatte ich bisher noch nie. Ich bin sehr froh über diese Entwicklung, da es mir zunehmend Spaß macht, live zu spielen, nachdem ich früher immer dachte, es genüge mir, im stillen Kämmerchen meine Kompositionen zu schreiben... Blödsinn, es gibt nichts Tolleres als ein gelungenes Konzert mit tollen Kollegen vor einem begeisterten Publikum. Und das durfte ich während der letzten Wochen gleich mehrfach erleben. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Veranstaltern, Sängern, Bandkollegen und Zuschauern für die wunderbaren Erfahrungen bedanken. Allerdings lässt einen eine solche konzentrierte Zeit, in der verschiedenste Projekte und Termine kulminieren, auch eigene Grenzen erkennen und daraus lernen. Nun ist es zwar eigentlich schon wieder ein wenig schade, dass diese Phase erstmal vorbei ist - aber für Katerstimmung ist keine Zeit: Die Proben und Vorbereitungen für meine Rockoper "Ein Lied von Freiheit" gehen in die heiße Phase (ist es wirklich schon soweit? Hilfe!), und im Januar geht es dann ja auch mit "Hollywood Nights" weiter... Da ist es schon ganz gut, jetzt erstmal ein paar Tage zur Ruhe zu kommen. Es kommen jedenfalls noch ein paar spannende Dinge auf mich zu.
Der erste Gedanke morgens beschäftigt sich schon mit dem Gig, der am Abend zu spielen ist. Packen, auschecken, Weiterfahrt zum nächsten Spielort. Unterwegs, während endlose Autobahnkilometer vorbeiziehen, Nachbereitung des Auftritts vom Vorabend: Was war gelungen, was ist schief gelaufen, was muss heute anders, besser gemacht werden? Glück hat man, wenn man in der Nähe spielt und zu Hause im eigenen Bett übernachten kann. Der Nachteil: Bis man wieder los muss, ruft der Schreibtisch mit unerledigten, liegengebliebenen Aufgaben, obwohl man sich am liebsten nur auf den Auftritt am Abend konzentrieren würde... So oder so: Mit fortschreitender Tageszeit baut sich die Spannung immer weiter auf. Angekommen am Veranstaltungsort das übliche Spiel: Aufbau, Soundcheck, musikalische Proben, Feinschliff. Dann Warten in der Garderobe, mal kühl und nüchtern wie in den meisten Mehrzweckhallen, selten luxuriös und komfortabel. Umziehen, konzentrieren. Der Weg zur Bühne, die Anspannung, das Lampenfieber, eine Mischung aus Nervosität, Vorfreude, Lust am Spiel und Versagensangst, jeden Abend neu, nicht immer gleich stark ausgeprägt, aber immer vorhanden. Die ersten Töne - nun läuft es, man bekommt das Gespür für den Saal, das Publikum, die Atmosphäre des Abends. Der eigentliche Auftritt ist meist viel zu schnell vorbei. Kurz den Applaus genießen, umziehen, abbauen. Tausend Dinge im Kopf. Wohin geht es morgen - und vor allem, welches Programm steht morgen an? Freude über alles, was gut gelaufen ist, aber auch Fehleranalyse. Man lernt dazu, man testet sich aus, man erkennt im Zweifelsfall auch Grenzen. Und wenn alles vorbei ist: Katerstimmung, Erschöpfung, Freude über die Pause zum Atemholen, gleich aber schon wieder dieses Kribbeln, wann es denn endlich wieder losgeht, raus auf die Bühne. Ein seltsamer Beruf. Aber einen anderen mag ich nicht haben.
Da plant und arbeitet man monatelang im Voraus, schreibt Arrangements, programmiert Keyboard-Sounds, bereitet sich akribisch vor, probt mit Band und Solisten, fiebert der Premiere entgegen - und schon ist wieder alles fürs Erste vorbei, sind vier erfolgreiche Konzerte in Filderstadt, Neu-Isenburg, Oberhausen und Berlin absolviert, und der Arbeitsalltag widmet sich den nächsten anstehenden Projekten. So funktioniert unser Beruf, auch wenn wir alle das "Hollywood Nights"-Programm gerne noch ein paar Male gespielt hätten, jetzt, wo wir warmgelaufen sind, die Show kennen und jeder Gig noch ein klein wenig besser gelungen ist als der vorherige. Aber umso mehr freuen wir uns auf Januar, wenn es wieder losgeht. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an unsere ganze Tourfamilie: An alle Sänger, an meine Bandkollegen, an die Technik-Crew, an das Team des Veranstalters Sound of Music Concerts und natürlich an das Publikum, das alle vier Konzertabende für uns zu besonderen Erlebnissen gemacht hat.
Aus aktuellem Anlass mal wieder ein paar Gedanken zu folgendem Thema, ich kann es nicht oft genug sagen: Man muss Musicals nicht mögen. Keine Frage. Ich arbeite in diesem Genre, teils weil es sich so ergeben hat, teils weil ich es nach wie vor und immer noch für DIE zeitgenössische Musiktheatersparte halte, nachdem es die Operette quasi nicht mehr gibt und die Oper sich viel zu oft in einem krampfhaften Kunstwollen voll heiligen Ernsts ergötzt. Was soll denn Theater, auch und gerade Musiktheater erreichen? Da sind wir schnell bei den alten Griechen, die schon um die beiden (!) Ziele dieser Kunstform wussten: "delectare" und "prodesse", "erfreuen und nützen". Für mich heißt das: Ein gutes Kunstwerk, egal in welcher Sparte, muss Verstand und Emotionen gleichermaßen ansprechen. Wird nicht auf dieses Gleichgewicht geachtet, erhält man im Extremfall banalsten Partyschlager auf der einen Seite und auf der anderen einen Auswuchs sogenannter Neuer Musik, bei dem das Publikum erstmal jahrelang studiert haben muß, um zu verstehen, was der Künstler uns damit sagen will - aber man darf es ja nicht kritisieren, sonst setzt man sich noch dem Vorwurf aus, einfach zu dumm dafür zu sein... Ich weiß nicht, welches der beiden Extreme ich schlimmer finde. In meiner Arbeit versuche ich jedenfalls immer, das Publikum gleichermaßen zu unterhalten wie zu fordern - anspruchsvoll, aber nicht bizarr und unverständlich. Zurück zum Musical: Auch mir rollen sich bei manchem, was in den großen kommerziellen Häusern gezeigt wird, die Fußnägel auf. Aber Musical ist viel mehr, Musical ist auch das kleine, ambitionierte Stück im Off-Theater. Musical ist nicht nur profitorientierte Jukebox-Show (nach dem Motto "von welchem Popsternchen haben wir noch nicht die Hits zu einem Bühnenstück verwurstet?"), Musical ist auch Stephen Sondheim, Jason Robert Brown, Maury Yeston, Stephen Schwartz, William Finn, und und und... Warum kennt man diese Namen in Deutschland kaum? Weil noch immer eine unglaubliche Ignoranz gegenüber dem Facettenreichtum des Genres herrscht. Da können einem die Menschen, die einen (so wie mich aktuell) mit grunddummen Kommentaren wie "die großen Musicals sind alle blöd" (ohne auch nur eine einzige der aktuellen großen Produktionen gesehen zu haben!) nerven, schon fast wieder leid tun. Sie wissen es eben nicht besser. Für sie ist Musical "Cats", "Starlight Express", "Phantom der Oper" (ohne Herrn Lloyd Webber zu nahe treten zu wollen - ich halte ihn für einen der sträflich unterschätztesten Komponisten unserer Zeit), vielleicht noch "My Fair Lady", "West Side Story" und "Les Misérables". Eigentlich müssten diese Leute zwangsweitergebildet werden... Aber vielleicht ist das Schubladendenken dem Deutschen einfach so sehr angeboren, daß an solchen Vorurteilen nicht mehr zu rütteln ist. Mal sehen, wie es in den nächsten Jahren hierzulande mit dem Genre Musical weitergeht. Noch habe ich, trotz allen Frustes über geist- und niveaulose Produktionen, die es natürlich fraglos auch gibt, zu viel Spaß und Freude an dieser Theaterform, um die Flinte einfach so ins Korn zu werfen.
Endlich ist sie fertig, meine neue Homepage. Es hat etwas gedauert, die alten Inhalte neu zu strukturieren, in das neue Design einzupassen und nach und nach alle Unterseiten wieder einzupflegen. Ich bin sehr glücklich mit dem Ergebnis und hoffe, Euch geht es genauso! Daß ich schon wieder so lange keinen neuen Blog-Eintrag geschrieben habe, hatte natürlich auch mit dieser Neugestaltung der Homepage zu tun. Daß ich in Zukunft häufiger schreibe, hoffe ich diesmal wirklich aufrichtig, werde mich aber hüten, es zu versprechen, denn wer die News und Termine verfolgt hat, weiß, daß die nächsten zwei Monate recht turbulent werden... Dennoch sage ich mal: Bis bald!
Nachdem ich Ende Januar die Arrangements für das aktuelle Soloprogramm von Mark Seibert ("With You", Premiere am 2. März im Ebertbad Oberhausen) abgeschlossen hatte, dachte ich eigentlich, der Februar würde, von ein paar Proben für eben diese Konzerte abgesehen, etwas ruhiger...
So habe ich planmäßig damit begonnen, an meiner neuen Rockoper zum Thema Verdi/Wagner zu arbeiten, Literatur zu wälzen, das Libretto zu konzipieren, zu Texten und komponieren. Und dann ging es rund:
Plötzlich häuften sich die Anfragen für neue Projekte; im Nu waren auch die letzten noch weißen Stellen im Jahresplan 2013 gefüllt, und es nimmt kein Ende... So habe ich nun mit "Gospel After Eight" noch einen weiteren Chor übernommen und eine Reihe von musikpädagogischen Projekten in Planung, die so nicht abzusehen waren. Dazu kommen die Arrangements für neue Produktionen von Sound of Music Concerts, diverse Konzertverpflichtungen, und die Rockoper will auch irgendwann geschrieben sein... Ich freue mich natürlich sehr über das offenbar deutlich gesteigerte Interesse an meiner Arbeit und hoffe, dass es so weitergeht, nachdem die Auftragslage in den letzten zwei, drei Jahren (auf einem guten Niveau!) stagnierte. Schön zu wissen, dass die eigenen Leistungen anerkannt und wertgeschätzt werden.
Aufgrund dieser gesteigerten Nachfrage werde ich dieses Jahr mit eigenen Konzerten ein wenig kürzer treten; aber nachdem der gemeinsame Gig mit meinem jungen Kollegen Pascal Vogt und dem grandiosen Gitarristen Marlon Späh in der Fünte in Mülheim so gut gelaufen ist und von einem vollen Haus derart enthusiastisch aufgenommen wurde, gibt es dann doch einige Überlegungen für weitere Termine mit diesem Format im Herbst.
Und für 2014 habe ich auch schon die ersten Pläne...
Das sind doch ganz gute Perspektiven dafür, dass 2013 noch nicht einmal zwei Monate alt ist. Stay tuned!
Zurück vom erfolgreichen Gastspiel mit "Der Tod und das Märchen" in Bad Wildungen, ein paar Gedanken dazu:
Wir haben eine freundliche Aufnahme, großzügige Versorgung und umstandslose Bereitstellung hochprofessioneller Arbeitsbedingungen erfahren dürfen, wie sie leider heute in diesem Metier selten geworden sind. Von der Unterbringung in einem erstklassigen Hotel über jegliche Hilfestellung bis hin zur Möglichkeit, zwei Tage in einem topmodern ausgestatteten, attraktiven Veranstaltungsort arbeiten zu dürfen, war dieser Ausflug eine rundum positive Erfahrung.
Obwohl wir vor Ort keinen Namen haben, war der Besucherzuspruch erstaunlich groß, und auch wenn unser Stück bzw. seine ungewöhnliche, fordernde Dramaturgie und Kompositionsweise sicher einen Teil des Publikums (und der lokalen Presse) nicht erreicht hat, gab es doch auch zahlreiche positive, ermutigende Kommentare und Feedbacks von teilweise sichtlich bewegten und beeindruckten Zuschauern nach der Vorstellung. Letztlich sind es diese Begegnungen, für die ich trotz aller Widrigkeiten und Ärgernisse immer noch meinen Beruf ausübe - und ich bin dankbar dafür, dass ich eben diesen Beruf bei solchen Gelegenheiten auch wieder einmal uneingeschränkt lieben darf.
Erstmals ist mit "Der Tod und das Märchen" eine meiner Theaterproduktionen nach der Uraufführungsserie an einem anderen Spielort zu sehen. Wenn man so eigenwillige Stücke schreibt wie Michael Walter (Text) und ich, muss man wohl einen längeren Atem haben... Wir freuen uns jedenfalls sehr darauf, unsere Version der Geschichte der Margaretha von Waldeck, die (vielleicht...) das historische Vorbild für die Märchenfigur Schneewittchen gewesen sein könnte, quasi am Originalschauplatz der Handlung aufzuführen, wo Margaretha aufgewachsen ist und gelebt hat. Es ist ungewohnt, aber spannend, ein Stück nach einem halben Jahr Pause wieder hervorzuholen und mit frischem Blick zu sehen; da wir uns teilweise seit den Aufführungen im Juni nicht mehr gesehen haben, ist es für uns auch ein bisschen wie ein Familientreffen. Die Töne liegen noch gut in den Fingern, alles ist vorbereitet, man freut sich tatsächlich auf uns - dann kann es losgehen!
Und da ich notorisch nie mit dem einmal Erreichten zufrieden bin, hier gleich meine Wunschliste:
Unser Kammermusical "Wo Liebe ist" von 2008 hat auch mal wieder eine neue Produktion verdient... Mal sehen, wohin die Reise weitergeht, schließlich stehen für "Der Tod und das Märchen" auch noch weitere konkrete Optionen im Raum.
PS: Gemerkt? Auch wenn es nur ein kurzer Post war, hat es doch zumindest diesmal kein halbes Jahr gedauert... soviel zum Thema "gute Vorsätze" ;-).